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Alles darf sein: Achtsam für sich selbst sorgen

Nimmst du in deinem Alltag deine eigenen Bedürfnisse wahr und beachtest sie mit derselben Wichtigkeit, wie die Bedürfnisse anderer Menschen? Mir war in meinem Leben lange nicht bewusst, wie wichtig es für mein Wohlbefinden ist, mich um mich selbst zu kümmern. Und damit meine ich nicht erst zu dem Zeitpunkt, wenn es mir nicht gut geht. Ich spreche davon, sich täglich ohne Rechtfertigung und mit genau derselben Hingabe um sich selbst, wie um andere zu kümmern.

Selbstfürsorge und Achtsamkeit sind eng miteinander verbunden, denn sich um sich selbst zu kümmern beginnt damit, sich selbst wahrzunehmen. Wenn ich mir erlaube, mich selbst offen und neugierig zu erforschen, nehme ich auch alle meine Gedanken und Emotionen in dem Moment wahr. Ohne Optimierungswillen. Denn alles darf sein.

Warum ist es hilfreich, jeden Gedanken und jede Emotion da sein zu lassen? Wir haben im Laufe unseres Lebens gelernt, Gedanken und Gefühle zu kategorisieren: Es gibt „gute“ und „schlechte“ Gedanken und „angenehme“ und „unangenehme“ Gefühle. Das, was wir als negativ bewerten, wollen wir so wenig wie möglich in unserem Leben denken bzw. fühlen. So kann es sein, dass wir Gedanken und Gefühle beispielsweise verdrängen, in dem wir uns suggerieren, dass „alles gut ist“ oder wir permanent beschäftigt sind, damit wir uns ablenken. Sicherlich können diese Strategien im ersten Moment hilfreich sein. Doch wenn wir diesen Gedanken und Gefühlen gar keine Aufmerksamkeit schenken, verdrängen wir damit auch unsere wirklichen Bedürfnisse. Jede Emotion hat eine wichtige Funktion: Sie möchte uns daran erinnern, was wir in dem Moment für unser Wohlbefinden brauchen. Deshalb steckt insbesondere in den „unangenehmen“ Gefühlen die wertvolle Botschaft, genauer hinzuschauen, um für uns selbst zu sorgen.

Selbstwahrnehmung ist damit der erste Schritt zum Selbstbewusstsein: Wenn ich offen und neugierig wahrnehme, was ich denke und fühle, kann ich mir auch darüber bewusst werden, was ich in dem jetzigen Moment für mein Wohlbefinden brauche. Achtsam für sich selbst zu sorgen kann zudem mehr Leichtigkeit in unser Leben bringen. Denn wenn wir uns erlauben, unseren Bedürfnissen zu begegnen und diese zu achten, werden wir feststellen, dass es funktioniert, für unser Wohlbefinden zu sorgen. Diese Form der Selbstwirksamkeit schenkt uns damit auch Selbstliebe und Selbstvertrauen.

Bist du bereit für den ersten Schritt? Ich lade dich von Herzen ein, die folgende Übung auszuprobieren:

  1. Mach es dir an einem Ort, an dem du dich wohlfühlst, bequem. Es ist nach Möglichkeit ganz still. Schließe deine Augen und frage dich zunächst: Was denke ich gerade?
  1. Erlaube dir so gut es dir möglich ist, diese Gedanken nicht zu bewerten. Stell dir vor, dass die Gedanken nicht zu dir gehören, sondern du diese wie Wolken am Himmel neugierig beobachtest. Atme anschließend mindestens einmal tief durch die Nase ein und langsam durch den Mund wieder aus. Dann frage dich: Was fühle ich gerade?
  1. Erlaube dir auch hier so gut es dir möglich ist, die Gefühle nicht zu bewerten. Stell dir vor, dass die Gefühle Wellen sind, dessen Kommen und Gehen du neugierig und offen beobachtest. Atme anschließend mindestens einmal tief durch die Nase ein und langsam durch den Mund wieder aus. Dann sprich die folgenden Worte so oft, wie du sie in diesem Moment wiederholen möchtest: Alles darf sein.
  1. Atme anschließend wieder mindestens einmal tief durch die Nase ein und langsam durch den Mund wieder aus. Dann öffne in deinem eigenen Tempo deine Augen.
  1. Nimm dir noch einen Moment Zeit und halte inne, welche Gedanken und Gefühle jetzt in dir hochkommen. Wenn du magst, mach dir gerne dazu Notizen. Da das Aufschreiben den Prozess entschleunigt, wirst du dir deiner Gedanken und Gefühle so bewusster. Frage dich auf Basis dieser Reflektion abschließend: Was brauche ich aktuell?

Du kannst die v. g. Übung so oft wiederholen, wie du möchtest. Vielleicht hilft es dir, wenn du diese Übung als feste Routine in deinen Alltag integrierst. Du kannst sie jedoch auch gerne spontan nutzen. Bitte erinnere dich immer wieder daran, dass es bei dieser Übung nicht darum geht, etwas zu leisten. Es kann durchaus sein, dass du keine Gedanken oder Gefühle wahrnimmst bzw. sich diese nicht benennen lassen. Auch das darf sein und ist vollkommen natürlich. Es gibt hier kein richtig oder falsch. Diese Übung dient lediglich dazu, dass du dir selbst Aufmerksamkeit schenkst. Und du selbst bist einzigartig. Lass eventuelle Wünsche, die du an dich selbst oder die Übung hegst, so gut es dir möglich ist, los. So kommst du leichter in eine offene und neugierige Haltung gegenüber dir selbst.

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